Die Trainstreet in Hanoi ist eine der außergewöhnlichsten Attraktionen in der vietnamesischen Hauptstadt. Wir sagen dir, wo du das Spektakel am besten beobachten kannst, wie der Fahrplan der Trainstreet ist und was du dabei beachten solltest.
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Was ist die "Trainstreet" eigentlich?
Als wir uns näher mit Hanoi beschäftigten, stießen wir schnell auf Fotos und Videos von Touristen, die in hübschen kleinen Cafés sitzen, an denen in Haaresbreite ein Zug vorbei rauscht. Was sich im ersten Moment gefährlich und unnötig anhört, sah aber tatsächlich nach sehr viel Spaß aus. Wir befassten uns also näher mit dem Ganzen, und es stellte sich heraus, dass es sich bei der Bahn um die wichtigste Bahnstrecke des Landes handelt. Sie startet im Norden und verbindet ihn mit dem Süden, wobei sie in Ho Chi-Minh-Stadt (ehemals Saigon) endet. Unterwegs hält der Zug an rund 191 Bahnhöfen und benötigt für die gesamte Strecke mindestens 30 Stunden. Die Strecke wird zudem in beide Richtungen befahren, so dass der Zug sowohl von links als auch von rechts an einem vorbeirauscht (allerdings nicht gleichzeitig).
Die Gleise, die sich unter anderem durch die vietnamesische Hauptstadt Hanoi schlängeln, ziehen sich durch unbewohnte, aber auch durch bewohnte Gebiete. Einige Vietnamesen haben das Potenzial erkannt und sich dazu entschieden, ihr Café unmittelbar an die Gleise zu bauen. Solange keine Bahn fährt, können die Besucher auf kleinen Hockern ihren Egg Coffee direkt im Gleisbett trinken. Etwa 10 Minuten, bevor die Bahn dann durch die engen Gassen rauscht, wird alles in Windeseile in den Häusern verstaut, und als Gast muss man sich eng an die Wand oder ins Innere des Cafés zurückziehen, um die Bahn durchzulassen.
Ist die "Trainstreet" wirklich geschlossen?
Klingt nach einem einmaligen Schauspiel? Das fanden wir auch! Umso enttäuschter waren wir dann, als wir bei unserer Recherche feststellen mussten, dass die "Trainstreet", die man auch unter diesem Namen auf Google Maps finden kann, von der Regierung geschlossen wurde. In der Vergangenheit ist es wohl immer wieder zu Unfällen mit unvorsichtigen Touristen gekommen. Am Eingang zur "Trainstreet" wurde deshalb eine Absperrung aufgestellt, und Wachposten stellen sicher, dass man die "Trainstreet" nicht mehr so einfach betreten kann
In einigen Blogs und Berichten wurde jedoch erzählt, dass die Cafébesitzer immer mal wieder zur Absperrung kommen und wartende Touristen zu ihren Cafés begleiten. Das ist eine Art Grauzone, da die Cafés nicht geschlossen werden konnten und man als Besucher eines solchen Cafe´s dann die "Erlaubnis" hat, hinter die Absperrung zu gehen. Das ganze geht allerdings ausschließlich, wenn man "abgeholt" wird und offiziell, darf man unterwegs zum Café dann auch keine Fotos machen.
In Hanoi angekommen führte unser erster Weg also zur "Trainstreet", in der Hoffnung, direkt Glück zu haben und einen Platz in einem der Cafés angeboten zu bekommen. Als wir von weitem schon die große Menschentraube sahen, die um die Absperrung herum stand, verabschiedeten wir uns schnell von dieser Vorstellung. Wir stellten uns dennoch dazu und beobachteten, was passierte. Etwa 30 weitere Touristen waren mit uns dort und es war unglaublich laut, chaotisch und wegen der vielen Roller, die unablässig an uns vorbei rauschten, ehrlich gesagt wegen der Nähe zur Straße auch ganz schön gefährlich. Wir blieben ungefähr 15 Minuten und in dieser Zeit kam nicht ein einziger Cafébesitzer zu uns oder einem der anderen Wartenden. Der genervte Wachmann pfiff einen immer wieder schrill zurück, sobald man sich auch nur ein bisschen zu nah an die Absperrung wagte. Wir konnten jedoch erkennen, das einige Leute in den Cafés hinter der Absperrung saßen: es scheint also möglich zu sein ... jedoch nicht für uns.. Wir wussten nicht, ob es daran lag das alle Plätze schon belegt waren oder ob wir einfach nur Pech hatten, entschieden dann jedoch unsere wertvolle Urlaubszeit nicht weiter zu vergeuden und verließen die "Trainstreet" vorerst wieder.
Unsere Erfahrungen auf der "Trainstreet".
Abends im Hotel recherchierten wir dann nach einer anderen Möglichkeit, auf die "Trainstreet" zu gelangen und stießen bei Get Your Guide auf eine Streetfoodtour mit "Trainstreet" Besuch. Eine geführte Streetfoodtour wollten wir sowieso machen und so buchten wir sie kurzerhand für den nächsten Abend.
Während der Tour probierten wir allerlei Leckereien und können jedem, der Vietnam das erste Mal besucht, eine solche Tour ans Herz legen. Wir haben viele ungewöhnliche Speisen probieren können, die wir uns wohl sonst nie getraut hätten zu bestellen und waren mehr als begeistert von der vietnamesischen Küche. Auch unser Guide "Tiên Phong" war sehr nett und erzählte uns viel über die vietnamesische Esskultur und erklärte uns, was wir da überhaupt auf unseren Tellern liegen hatten. Langsam erreichte die Tour ihr Ende und wir waren gespannt, ob wir nun endlich einen Schritt auf die "Trainstreet" machen sollten. Als unser Guide dann ein Uber rief und uns verriet, dass der Zug nicht nur an der einen Stelle durch Hanoi fährt, wurden wir hellhörig. War das etwa die Lösung?
Findest du die Tür in diesem Grafitti?
Und tatsächlich, nach einer kurzen Fahrt erreichten wir eine weiteren Abschnitt der "Trainstreet". Dieser Abschnitt war viel weniger touristisch als der "offizielle" und hatte auch keine Absperrung und kein mürrisch pfeifendes Wachpersonal - dafür aber viele kleine, mit Lichterketten und bunten Werbeschildern verzierte süße Cafés und Bars. Wir setzten uns in eine Bar, in der wir problemlos einen Platz direkt an den Gleisen bekamen, und bestellten uns aufgrund der späteren Stunde ein Hanoibier. Unser Guide sagte uns, dass wir die Kronkorken der Flaschen auf die Schienen legen sollten. Das kam uns zunächst merkwürdig vor, aber wir taten ihm den Gefallen und freuten uns auf die Bahn. Sie ließ nicht lange auf sich warten. Mit einem lauten Warnton kündigten sich die heranrollenden Waggons an. Der Boden unter unseren Füßen vibrierte, das grelle Licht raste auf uns zu und das Adrenalin schoss durch unsere Adern als der Zug in ordentlichem Tempo an uns vorbei rauschte. Dass der Zug so nah sein würde, hatten wir dann doch nicht erwartet. Als die Bahn vorbei gezogen war, sammelten wir unsere mittlerweile geplätteten Kronkorken ein und erhielten somit ein einmaliges Souvenir aus Hanoi. Ein wunderbarer Abschluss dieser tollen Tour!
Wie gelangt man sicher auf die "Trainstreet"?
Wir haben uns den Ort gleich auf Google Maps gemerkt, um am nächten Tag bei Tageslicht und mit Kamera bewaffnet noch einmal wiederzukommen. Diesmal gingen wir zu Fuß zu dem Punkt, den wir am Abend zuvor gespeichert hatten. Auch wenn dieser etwas weiter außerhalb der Altstadt als die "originale Trainstreet" liegt, so ist es doch ohne Probleme möglich, sie ohne Auto oder Roller zu erreichen.
Auch tagsüber war dieser Abschnitt der "Trainstreet" nur wenig besucht und so hatten wir die Möglichkeit, mit einer der lieben Cafébesitzerinnen noch etwas zu plaudern, bevor sie alle Möbel von den Gleisen räumen musste, weil sich die Bahn ankündigte. Es ist wirklich ein einmaliges Schauspiel, wenn die Cafébesitzer über die Schienen wuseln und mit geübten Handgriffen alles aus dem Weg räumen. Ganz zu schweigen von dem Gefühl, wenn die Bahn unglaublich nah, in einem beachtlichen Tempo an einem vorbeirauscht. Dann wird schnell wieder alles an Ort und Stelle gebracht und der Betrieb kann weiter gehen.
Wenn man bedenkt, dass der Zug mehrmals am Tag kommt und zwischendurch noch der ein oder andere Güterverkehr durchgelassen werden muss, ist es eigentlich verrückt, dass man auf die Idee gekommen ist, hier Cafés zu eröffnen. Aber genau dass macht den Reiz an der ganzen Sache aus und wir sind froh, dass man auch jetzt noch dieses Schauspiel erleben kann.
Fahrzeiten der Züge auf der "Trainstreet":
allerliebster Tipp:
Für Adrenalinjunkies empfehlen wir sich einen Platz außerhalb der Cafés, direkt an den gegenüberliegenden Häuserwänden einzunehmen. Hier kommt der Zug besonders nah, was die Erfahrung noch intensiver als in den Cafés oder Bars macht. Frag am besten einen der Cafébesitzer, von welcher Seite der nächste Zug kommt und ob es erlaubt ist, sich dort hinzustellen. Bitte sei vorsichtig und höre auf die Ratschläge der Einheimischen damit du keinen Unfall provoziest. Hab bitte immer im Hinterkopf, dass die Café und Bar-Besitzer dort ihren Lebensunterhalt verdienen und das dass nur so lange geht, wenn der Zug ohne Zwischenfälle passieren kann.
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