Autofahren auf Sansibar hat einige Tücken - aber es ist auch die beste Möglichkeit, die afrikanische Trauminsel zu entdecken. Damit du entscheiden kannst, ob du es dir zutraust, Sansibar als Selbstfahrer mit dem Mietwagen zu erkunden, verraten wir dir hier was zu beachten ist und was dich erwartet.
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Wer uns kennt der weiß, dass wir auf fast allen Reisen ein Mietwagen nehmen. Wir schätzen besonders die Unabhängigkeit und Flexibilität, die ein eigenes Auto im Urlaub mit sich bringt. So war für uns schnell klar, dass wir auch während unserer Zeit auf Sansibar nicht aufs Autofahren verzichten werden. Als wir dann jedoch tiefer in die Recherche einstiegen, wurde uns immer mehr bewusst, dass Sansibar kein typisches Reiseziel für einen Mietwagen sein würde. Es gibt nur wenige Anbieter auf der Insel und die allermeisten Touristen bewegen sich mithilfe von Transferanbietern über die Insel. Diese ähneln Taxiunternehmen, werden aber meistens als privater Fahrer gebucht. Wir haben diesen Service 2x in Anspruch genommen. Beide Male ging es darum, dass wir in ein Restaurant wollten, wo wir auch Alkohol trinken würden und daher nicht selber mit dem Auto fahren wollten. Beide Male wartet unser Fahrer während der gesamten Zeit auf dem Parkplatz vor dem Restaurant, bis wir wieder raus kamen. Preislich lagen die Fahrten zwischen 30-40 $, was ok ist, wenn man bedenkt, dass der Fahrer über 3 Stunden mit uns beschäftigt war ...
Neben diesen privaten Tranferanbietern, den Mietwagen und natürlich den öffentlichen Bussen (Dala-Dala) gibt es noch ein paar Verrückte, dir sich für einen Roller entscheiden. Wir würden jedoch sowohl vom Roller als auch von den öffentlichen Bussen abraten. Die Straßen auf Sansibar sind denkbar ungeeignet für Rollerfahrer. Es gibt unendlich viele Schlaglöcher und viele Straßen sind weniger als Schotterpisten. Mit dem Roller kommt man da nicht sehr weit. Die Busse sind in unseren Augen auch keine echte Alternative. Uns sind während unserer Fahrten über die Insel viele davon entgegengekommen und sie waren immer super voll. Zudem ist man als Tourist mit Sicherheit eine Seltenheit in den Bussen. Das kann natürlich auch spannend sein, insbesondere wenn man noch mehr mit dem Einheimischen in Kontakt kommen möchte. Wir hatten jedoch auch außerhalb der Busse überhaupt keine Schwierigkeiten mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Also ersparten wir uns die enge und lange Fahrt in dem nicht gerade einladend wirkenden und unklimatisierten Bussen.
Es gibt also neben der Möglichkeit zu Fuß zu gehen, diese 4 Möglichkeiten die Insel zu entdecken:
Transferanbieter (Taxi) – teuer aber komfortabel
Mietwagen – unabhängig aber ein bisschen schwieriger
Busse (Dala-Dala) – sehr günstig aber unkomfortabel
Roller – unabhängig aber unkomfortabel und unsicher
Dennoch entscheiden sich fast alle Touristen für die Transferanbieter. Woran liegt das?
Während unserer Recherche sind wir immer wieder auf Seiten gestoßen, auf denen Touristen konsequent davon abgeraten wird, auf Sansibar selber mit dem Mietwagen zu fahren. Das hat verschiedene Gründe, im allgemeinen Kontext wird aber vor allem die fehlende Sicherheit immer wieder hervorgehoben. Auch uns haben diese Seiten extrem verunsichert und wir waren schon kurz davor unseren Mietwagen wieder zu stornieren. Wir sind jedoch froh, dass wir uns davon nicht abschrecken gelassen haben und wollen dir deshalb mit unseren Erfahrungen die Angst ein wenig nehmen.
Schlechte Straßenverhältnisse
Die Straßen auf Sansibar sind wie bereits erwähnt in einem sehr schlechten Zustand. Sehr viele Schlaglöcher, kaum Straßenbeleuchtung, keine Gehwege für Fußgänger und teilweise eher Trampelpfade als wirkliche Straßen, machen das Autofahren nicht gerade einfacher.
ABER: Man gewöhnt sich dran! Wenn man über einen gesunden Menschenverstand verfügt und ein bisschen Fahrgeschick mitbringt, dann kommt man auf Sansibar überall hin. Die Hauptstraßen sind alle asphaltiert und sobald Google Maps einen in eine der kleineren Seitenstraßen navigiert, sollte man immer erst einmal vorsichtig reinfahren und umkehren, sobald es zu wild wird. Es gibt fast immer eine alternative Route. Zudem kann man sich auch ganz gut an den Autos der vielen Transferanbieter orientieren. Wenn die Jungs stehen bleiben, dann bleib am besten auch stehen ;)
Linksverkehr
Auf Sansibar herrscht Linksverkehr. Das macht das Fahren besonders für Menschen, die bisher noch keine Erfahrungen in anderen Ländern mit Linksverkehr gemacht haben, etwas schwieriger.
ABER: Auch wenn Sansibar unserer Meinung nach nicht das ideale Reiseziel ist, um sich zum ersten Mal mit dem Linksverkehr anzufreunden, so ist es auch nicht unmöglich. Am besten man macht sich ein paar Eselsbrücken. So hat es uns zum Beispiel immer geholfen, dass der Fahrer immer zum Mittelstreifen sitzt. So kann man sich einfach immer vergewissern, dass man auf der richtigen Seite fährt. Zudem sind Sansibars Straßen eher weniger dicht befahren und so ist das Risiko bei einem flüchtigen Fehler direkt einen Unfall zu bauen, eher gering.
Korrupte Polizei und Polizeikontrollen
Auf Sansibar wird man als Autofahrer regelmäßig auf Polizeikontrollen am Straßenrand treffen. Die Polizisten sind streng und ahnden den kleinsten (teilweise auch erfundenen) Verkehrsverstoß mit einer hohen Geldstrafe. Touristen sind davon besonders betroffen und werden gerne abgezockt. Sie sind sich der Verkehrsregeln nicht 100% bewusst und geben so ein leichtes Ziel ab.
ABER: Um ehrlich zu sein, war das der Punkt, der uns am meisten Bauchschmerzen bereitet hat, deshalb gehen wir hier ein wenig genauer darauf ein.
Die Polizeikontrollen sind an der Tagesordnung auf Sansibar. Auch die Transferfahrer werden regelmäßig und so weit wir das beurteilen konnten, deutlich häufiger rausgezogen. Wir wurden 2 x angehalten. Wenn das passiert, solltest du direkt links blinken (ganz wichtig!) und auf Höhe des Polizisten anhalten. Die Polizisten erkennst du an ihrer weißen Uniform.
Man fragte uns wo wir hinwollten, wo wir wohnten und wir mussten unseren Führerschein und den lokalen Führerschein, den man speziell für Sansibar braucht, vorzeigen. Der lokale Führerschein wird vom Mietwagenanbieter beantragt, kostet 12 $ (Stand 2024) und wird bei der Mietwagenübergabe an dich übergeben. Wenn du eine solche Fahrerlaubnis nicht hast, solltest du auf keinen Fall auf Sansibar Auto fahren! Einen internationalen Führerschein brauchten wir nicht.
(Hier unterscheiden sich allerdings die Angaben im Internet. Wir haben unseren Autovermittler gefragt und er sagte uns, unser deutscher Führerschein reicht. Auch bei den Kontrollen hat dieser ausgereicht. Wenn du einen internationalen Führerschein hast und auf Nummer sicher gehen möchtest, kann dieser zusätzlich zum normalen Führerschein nicht schaden.)
Während der Kontrolle ist es natürlich selbstverständlich nett, freundlich und entgegenkommend zu sein. Viele Polizisten sprechen kaum Englisch und deshalb sollte man dabei besonders auf die Körpersprache achten. Lächeln und freundlich gucken reicht da schon. Auch ist es gut, ein paar Worte auf Suaheli zu kennen. Jambo – Hallo. Habari – Wie geht's? Asante – Danke. Damit suggerierst du dem Polizisten, dass du nicht zum ersten Mal auf Sansibar bist und auch nicht zum ersten Mal in eine solche Kontrolle gerätst. Auf keinen Fall solltest du erwähnen, dass du zum ersten Mal auf der Insel bist! Die meisten Kontrollen sind nämlich reine Routine. Nur selten kommt es vor, dass du angehalten wirst, weil du wirklich was falsch gemacht hast.
Wenn du jedoch an einem Polizisten gerätst, der dich übers Ohr hauen will, dann könntest du als unwissender Tourist, der zum ersten Mal auf Sansibar ist, ein leichtes Ziel abgeben. Wenn das dennoch passiert und der Polizist dir eine Ordnungswidrigkeit vorwirft, die du nicht begangen hast, dann solltest du nicht gleich klein beigeben und das Portemonnaie zücken. Versuche ihn zu bequatschen, biete ihm einen Snack oder ein Getränk an, wenn du was dabei hast. Ruf bei deiner Autovermittlung an und bitte um Hilfe. Wenn alles nicht hilft, kannst du ihn fragen, ob ihr euch friedlich einigen könnt "Can we clear it friendly?"
Dann wird der Polizist sein Notizbuch hinhalten und kurz wegschauen. Du legst ein paar Dollar rein (z. B. 5 $) und du kannst weiterfahren.
Du kannst aber auch behaupten, dass du grad kein oder nur sehr wenig Geld dabei hast. Auf Sansibar gibt es nur wenige Bankautomaten und oft sind auch in diesen keine Geldscheine mehr drin. Mit dieser Ausrede könntest du auch Glück haben und dich aus der Situation befreien.
All diese Tipps haben wir von einer Hotelangestellten bekommen, die wir auf Sansibar befragt haben, bevor wir uns auf die Fahrt gemacht haben. Wir selber mussten davon zum Glück nichts anwenden. Dennoch wissen wir, wie viel sicherer man sich fühlt, wenn man weiß, wie man in einer solchen Situation reagieren muss. Auf keinen Fall solltest du das Geld für die angebliche Straftat bezahlen.
Am sichersten fährst du, wenn du dich wirklich akribisch an alle Verkehrsregeln hältst und waghalsige Manöver vermeidest. Aber das sollte in unseren Augen selbstverständlich sein.
Nachtfahrten sind gefährlich.
Die bereits beschriebenen Straßenverhältnisse auf Sansibar potenzieren sich natürlich noch einmal, sobald es dunkel wird. Schlaglöcher sind weniger erkennbar und hinzukommt, dass viele der Einheimischen einen eher waghalsigen Fahrstil an den Tag legen. Besonders bei Nacht fahren viele Autos ohne Licht auf den unbeleuchteten Straßen und weichen den Schlaglöchern über die entgegengesetzte Fahrbahn aus. Dann kann es schon mal gefährlich werden, wenn einem ein solcher Falschfahrer entgegenkommt. Zudem gibt es auf den Straßen keine Fußgängerwege. Daher befinden sich immer wieder Fußgänger auf ihrem Heimweg am Straßenrand. Auch Tiere können im Dunkeln leicht übersehen werden.
ABER: Für dieses Problem gibt es eine naheliegende Lösung: Nicht bei Dunkelheit fahren! Wir haben unsere Touren ausschließlich tagsüber geplant. Unsere späteste Tour war zum Mtende Beach, wo wir erst zum Sonnenuntergang auf dem Rückweg waren.
Stonetown sollte vermieden werden
Auch von Fahrten nach Stonetown wird immer wieder abgeraten. Voll und chaotisch wird der Verkehr dort beschrieben und als Tourist sollte man deshalb davon Abstand nehmen, mit dem Mietwagen in die Stadt zu fahren.
ABER: Wir haben uns zumindest den Weg zum Flughafen getraut und mussten auch hier feststellen, dass es absolut händelbar ist. Ob die Stadt schlimmer wird, wenn man wirklich bis zum Kern vordringt, können wir nicht sagen. Falls du dich jedoch fragst, ob du dir den Rückweg zum Flughafen zutrauen kannst, dann können wir dich beruhigen. Viele deutsche Großstädte sind deutlich stressiger als Autofahrer.
Nun hoffen wir, dass wir dich etwas beruhigen konnten und dich ermutigt haben, Sansibar selber mit dem Mietwagen zu erkunden. Wir fanden, dass es sich mehr als gelohnt hat und sind froh, dass wir es gewagt haben!
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